Der Schlossteich
 

Das Kloster St. Marien, welches hier um 1136 von Benediktinermönchen gegründet wurde, ist sowohl als Ursprung für den Schlossteich, als auch für die Stadt Chemnitz anzusehen. Vom damaligen Kloster ist heute nicht mehr viel erhalten. Die heute noch vorhandenen Gebäude wie Schlosskirche und Teile der Klausur, stammen jedoch aus der Zeit des großen Umbaus durch Abt Heinrich von Schleinitz. Dieser trat 1483 sein Amt an und begann das Kloster durch Um – und Neubau vor dem Verfall zu retten. Abt Heinrich war es auch, der 1493 den Pleißbach anstauen ließ, damit ein Fischteich entstehen sollte. Nach Jahren war der Teich schließlich umsäumt von dichtem Schilf und tiefer Sumpf an seinen Rändern machte diese unwegsam und gefährlich. Vom üblen Geruch, vor allem im Sommer ganz zu schweigen. Eine Insel gab es damals auch noch nicht und der Ort wurde lieber gemieden.

 

Der Schlossteich hat ebenso wie das ehemalige Kloster viele Umgestaltungen während der mehr als 500 Jahre seines Bestehens erfahren.
Anfang 1860 hatte der Rittergutsbesitzer Opitz die Schlossmühle und den Teich gekauft und wollte diesen nun, zwecks gewerblicher Nutzung, trockenlegen. Dass es nicht so weit kam und der Schlossteich heute noch existiert, haben wir dem damaligen Bürgermeister Müller und Protesten der Chemnitzer Bevölkerung zu verdanken. Schließlich kaufte die Stadt im August 1860 den Teich, die Schlossmühle und die umliegenden Wiesen für 19.000 Taler.
1863 wurde der „Verschönerungsverein für Chemnitz und Umgebung“ gegründet, der sich nun auch die Umgestaltung des Schlossteichs zu seinen Aufgaben machte. Geplant war dabei, den Schlossteich mit Kaßbergstraße, Schillerplatz und Küchwald durch Anlegen von Promenaden in Verbindung zu bringen.

 

Die Promenade verläuft genau auf dem alten Damm, der von den Mönchen zum Anstauen des Wassers aufgeschüttet worden war. Es war anfangs der einzige Spazierweg, der am Teich entlang führte.1862 wurde unter Leitung von Stadtrat Robert Zipper und Stadtgärtner Klensky dieser Weg, der parallel zur späteren Promenadenstraße verlief, ausgebessert und ausgebaut.107 Linden und Ulmen wurden an der säumenden Allee neu angepflanzt.
1882 eröffnete in der Promenadenstraße 1 das „Schlossteichrestaurant“. Es lag idyllisch zwischen Promenade und Straße, umgeben von Blumen und viel Grün. Es war ein sehr beliebtes Ausflugslokal. 1916 fegte jedoch eine Windhose über die Schlossteichanlagen und richtete großen Schaden an Bäumen und Gebäuden an. Auch das Schlossteichrestaurant wurde verwüstet. 1929 wurde es in „Schlossteich-Gaststätte“ umbenannt.

 

1888 ließ der Verschönerungsverein noch einen Musikpavillon an der Promenadenstraße errichten. Gestiftet hatte ihn ein Chemnitzer Unternehmer. Beides – Schlossteichrestaurant und Musikpavillon – fielen im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche. Später gab es den Versuch das Schlossteichrestaurant durch ein Provisorium zu ersetzen. Doch auch davon ist heute nichts mehr vorhanden.
1847 erhielt die 1840 von dem Lehrer Stahlknecht mit gegründete „Gondelgesellschaft“ die Erlaubnis Boote über den Schlossteich zu steuern. Aber es dauerte noch bis 1874, bis die erste Gondelstation eröffnet wurde. Diese befand sich unterhalb des Schlosses. Der Schlossteich reichte ja damals noch fast bis an das Schloss und die Schlossteichstraße gab es noch nicht. Als diese dann angelegt wurde, verlege man die Gondelstation an die heutige Stelle.

 

 Am 12. Juli 1959 startete das Motorboot „Einheit“ zu Rundfahrten über den Schlossteich. Aus Anlass des in Chemnitz stattfindenden V. Pioniertreffens, wurde das Motorboot 1964 in „Thälmann Pionier“ umbenannt. Bis 1990 konnte man damit noch Rundfahrten über den Schlossteich unternehmen, dann wurden die Fahrten eingestellt. Seit 2009 gibt es nun wieder ein neues Motorboot auf dem Schlossteich. Mehrmals täglich kann man mit der „Schlossteichperle“ wieder „in See stechen“.

 

Die Schlossteichinsel war unter Stadtrat Robert Zipper zwischen 1867 und 1870 mit dem Schlamm, den man aus dem Schlossteich holte, aufgeschüttet worden. Exotische Bäume und Ziergehölze, wie Palmen und Bananenstauden wurden angepflanzt. Die Insel erhielt einen kleinen Goldfischteich und eine Vogelvoliere. Auch ein großes Schwanenhaus und ein Springbrunnen kamen hinzu. Ein Schwanenpärchen stiftete die Stadt Zwickau und der Rat der Stadt Chemnitz kaufte weitere junge Schwäne dazu. Am 29. September 1870 konnten die Chemnitzer zum ersten Mal die Schlossteichinsel besuchen. Allerdings war diese nur von morgens 6 Uhr bis abends 6 Uhr für die Besucher geöffnet.

 

Stadtrat Zipper und Bürgermeister Müller wurde auf der Schlossteichinsel der „Müller-Zipper-Brunnen“ gewidmet. Die Insel wurde immer wieder umgestaltet. Heute findet man hier einen großen Spielplatz und den 1954 entstandenen Konzertpavillon (Freilichtbühne) von Architekt Rudolf Weiser. Genutzt wurde er in den 1950er Jahren vor allem als Bühne bei den „Schlossteichfestwochen“. Heute kaum noch für solche Zwecke benutzt, zeigt er auf seiner Rückseite Kunst ganz anderer Art.

 

Infolge der Weltwirtschaftskrise ging die ehemalige Hartmannsche Maschinenfabrik in Konkurs. Die Gebäude verfielen und schließlich kaufte die Stadt 1933 den größten Teil des Geländes. Hier entstanden bis 1938 die „Neuen Schlossteichanlagen“. Entworfen wurden sie von Stadtbaurat Fred Otto. Mit Leuchtbrunnen, Steinpergolen und Baumparterre entstand hier ein einzigartiges Ensemble. An den Treppenaufgang zum Leuchtbrunnen versetzte man die „Vier Tageszeiten“ von Johannes Schilling. Mit der Neugestaltung des ehemaligen Hartmannschen Grundstücks wurden auch an den Uferlinien an der Schlossteichstraße Veränderungen vorgenommen. Die Straße wurde verbreitert und dadurch die Wasserfläche verkleinert.

 

1914 wurde das so genannte „Milchhäuschen“ von der „1. Gesellschaft für Milchausschank“ am Schlossteich errichtet.  Wurde hier erst nur Milch ausgeschenkt, so zählten später auch andere Erfrischungen, wie Eis und Waffeln zum Angebot. Auch mit dem Ruderboot konnte man damals hier schon anlegen, um Erfrischungen zu erwerben. In den 1970er Jahren wurde der Verkauf eingestellt und das Gebäude verfiel zusehends. Schließlich wurde es nach der Wende abgerissen und 1997 entstand etwa am gleichen Ort ein neues Café mit dem Namen „Milchhäuschen“.

 

Auch der Sport kam und kommt auf dem Schlossteich nicht zu kurz. Neben Boot fahren, konnte man früher auch im Schlossteich schwimmen. Um 1860 gab es am Zulauf des Schlossteiches, am Pleißbach gelegen das erste Chemnitzer Flussbad.  Radrennen wurden um den Schlossteich gefahren und im Winter, wenn der Teich zugefroren ist, dann nutzen ihn die Chemnitzer als Eislauffläche.

Bildquellen: 1, 5 - 7, 11, 13 Sammlung Petra Habelt
                     2, 3, 9, 15, 17, 18 Sammlung Eberhard Hofmann
                    4, 8, 10, 12, 14, 16, Fotos Petra Habelt
                  

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